Programm

2021-08-20 12:00:00 2021-08-20 13:30:00 Radio Industry

«Radio Industry» Monika Rinck: Literatur & Begriffe
Freitag, 20. Aug 2021, 12:00 bis 13:30 Uhr

Seit Dezember 1996 gibt es das Begriffsstudio. Es handelt sich um eine Sammlung sprachlicher Phänomene.
Radio Industry
Bild: Radio Industry

Seit Dezember 1996 gibt es das Begriffsstudio. Es handelt sich um eine Sammlung sprachlicher Phänomene, die jahrelang per Post, später per Email in Form einer durchnummerierten Liste an eine Gruppe sogenannter Abonnentinnen und Abonnenten verschickt worden sind. Im Jahr 2001 sind die ersten 1000 Begriffe in der edition sutstein erschienen; dieses Buch ist lange vergriffen. Nach 25 Jahren werden die Begriffe 1 bis 5000 im Winter 2021 bei Spector Books in der Reihe Volte expanded erscheinen. Der Verteiler, an den die neuen Begriffs mehr oder weniger monatlich per Email verschickt werden, umfasst etwa 700 Adressen.

Unter begriffsstudio.de sind einige Begriffe mit Kommentaren versehen, doch die Mehrzahl steht für sich selbst. Für die Neuausgabe der ersten 5000 schreibt Monika Rinck derzeit weitere Kommentare, haltbare und unhaltbare Definitionen, Übersetzungen, flüchtige Gedichte, knappe Essays, sehr Shorte Stories. 25 Jahre sind eine lange Zeit. Über die Redaktion von 25 Jahren Lektüre-Erfahrung, Glück und Klaustrophobie des Selbstlektorats, all die Gespräche der Vergangenheit, über Vergesslichkeit, Gedankenflucht und die Beharrlichkeit der Idée fixe, die Sog- und Schubkräfte der Zeit – spricht Monika Rinck mit Frank Diersch.

Supplement zur Aprilliste / Stand August (02) 2021

    1. die Federhantel des Schmerzes
    1. Aalmost the Same
    1. Beitragshuthaben
    1. schlitterndes Besserwissen
    1. den inneren Kinski herunterwürgen
    1. ein Zaubertrottel namens Semmelschmarn
    1. die Widerspenstigen der nichtigen Wohnung
    1. Gürtel lebenden Wassers
    1. gedämpftes Rosé, mit einem untermütigen Hang zu Hellbeige
    1. das Entfährdungssignal
    1. tuende Kahlheit vergessen lassen
    1. sich in getragener Sprache austoben
    1. ein beschreiblich einfaches Blüschen
    1. edle Kruster
    1. von dem erwähnten Stachelflosser gefressen
    1. ein stütziges Pferdchen namens Mangel
    1. im Stil des Wisches
    1. der Rekognoszierungsumgang im Caféhaus
    1. eine histrionische Plüschecke
    1. katzenmüde, aber froh
    1. wie Hufschläge eines schlampigen Pferdes mit schlechtgemachten Eisen
    1. ein kraftvolles Korrektiv für sonst recht brauchbare Strebungen
    1. jenseits von Enttäuschung und Nichtenttäuschung
    1. heimisch im Hausverlassen
    1. Banden-Repräsentation
    1. Amalgam von Inbrunst und Zynismus
    1. ein unter Kriminalitätskriterien fallender Geselligkeits-Begriff
    1. in drei Jahren mühsamster Nichttätigkeit
    1. mit atmosphärischem Geschick
    1. das Herausspringen aus der Totschlägerreihe
    1. im Angelernten fischen
    1. Lob der verschobenen Zweitaktreaktion
    1. in der furchtbaren Muße einer tragischen Zeit
    1. Friedhof der ermordeten Töchter
    1. die Fußbekleidung der Schwäne, die Winterröcke der Raben
    1. Feierlichkeit im Vorzimmer der Furcht
    1. delphischer Storywirbel
    1. spielerisch leichte, völlig taghafte Phantasie
    1. seine anhängliche Antipathie
    1. der Wackelatlas
    1. das pergamentalte Dämmern der Morgensterne
    1. heimlichem Schüren nachspüren
    1. ein guter Stolperer
    1. Hilfe aus Bregenz
    1. durchsichtige Tektogenese oder durchsichtige Musik
    1. zuweilen eine schlafestrunkene Güte
    1. der beständige Schatten des toten Ungeheuers
    1. transformierte Kannibalistik

Post/Nachlese

Und das kenne nur aus dem Mai-Newsletter von Mely Kiyak:

"Zwei Berliner Musiker, die beide Saz spielen und die ich zutiefst verehre, sind der Komponist Nevzat Akpınar und der Sänger und Bağlamacı Haydar Kutluer. Ich schrieb mal ein ganzes Buch in der Türkei, indem ich immer wieder dieses Stück von den beiden hörte, weil es den perfekten Takt für die angestrebte Satzmelodie meines Textes enthielt."

  • Doğruya Nazar Eyleriz: https://www.youtube.com/watch?v=OulByW4LL4g

  • Caribou: Lalibela, vom Album SWIM https://youtu.be/6-hQxYCKNQQ

    1. das äußerste Kap der fremden Seele
    1. A Dreieck Funkturm of the Mind
    1. die Vermachtung bestimmter Strukturen
    1. Gedanken an gut gewürzte Majonäse
    1. cime di rapa
    1. sixty individual minutes of slack-jawed screen-anaesthesia
    1. die Sonnenuntergansshow
    1. das Gefühl des Aha-benen
    1. châtiment de liberté, punition d'argent
    1. machine to collect grass after mowing called ‘Whoa-Back',
    1. functional stupidity
    1. der Muskelgefühlsraum
    1. making oddkin
    1. a monstrous desire for nature
    1. Sauceability, Forkability und Toothsinkability
    1. Aufmerksamkeit aufs Kleinscheinende
    1. der sich selbst beobachtende Erfahrungsseelenkundler
    1. silberfischige Seelen
    1. déboussolé
    1. die Menschenmöglichkeit des Nicht-Können-Könnens
    1. in spielfraulichem Auftrag der Trobadora
    1. ein merkwürdig endemischer Herd von Freudianern
    1. die Hexenheerführerin im Eulenkostüm
    1. der Paukerpopanz
    1. der Neokonstruktivismuspopanz
    1. der Faust-Popanz
    1. der Don-Juan-Popanz
    1. der Rabenvater-Popanz
    1. der Kolbulkpopanz
    1. der Hörselberg-Höllen-Popanz
    1. Erlöserin aus affektiven Beschwerden
    1. wykombinować
    1. a nightmare in a reality costume
    1. oh Wolkenliebling
    1. in der Extase-Bar etwas getanz mit leichtem Brustweh
    1. 'Blumen-Corso' auf altes Selbstportrait entworfen
    1. ein Fresko, das Personal der Badeanstalt betreffend
    1. nuits de la révélation de la nuit
    1. der dritte Tanz: Festliche Verzweiflung
    1. Vorderachsamkeit
    1. Gottsalbeiuns
    1. leise, hektische Delikte
    1. the skunk-drunk Pat
    1. the doctrine of ostranenie or defamiliarisation
    1. incomprehensible, monstrous objects' known as nonnons
    1. shapeless speckledness
    1. ein kopfscherzproduzierendes Zoomloch
    1. Wasser, im Gefühltston gesprochen
    1. wegen der Achillesferse der Fiktionalität

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Wir werden für 14 Tage einen terrestrischen UKW-Sender auf dem Woltersdorfer Aussichtsturm installieren und von dort aus Beiträge in unseren Landkreis senden. Mit einem großen Pool an Beteiligten, KünstlerInnen, MusikerInnen, AutorInnen, JournalistInnen, PhilosophInnen, FotografInnen, interessierten Anwohnerinnen und Anwohnern werden wir die (aus unserer Sicht) allgemeingültigen, exemplarischen Fragen überregional diskutieren und teilen.


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