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2021-08-21 18:30:00 2021-08-21 20:00:00 Radio Industry

«Radio Industry» Susanne Hauser: Atommüll als Kommunikationsproblem
Samstag, 21. Aug 2021, 18:30 bis 20:00 Uhr

1981 erhielt in den USA eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen den Auftrag herauszufinden, wie Kommunikation über 10.000 Jahre sichergestellt werden könnte.
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Bild: Radio Industry

1981 erhielt in den USA eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen den Auftrag herauszufinden, wie Kommunikation über 10.000 Jahre sichergestellt werden könnte. Der Anlass war der Plan, die weltweit ersten langfristig gesicherte Endlager für radioaktive Reststoffe zu entwickeln, die Grundlage war ein Gesetz, das nach der teilweisen Kernschmelze eines Reaktors in der Nähe von Harrisburg dazu verabschiedet worden war, und der Auftraggeber das bis heute größte Bau- und Anlagenbauunternehmen der USA, die Bechtel Corporation.

Zu der Grundidee gehörte, neben materiellen Sicherungen und radioaktiven Stoffen auch Warnungen an die ferne Zukunft zu schicken, also mit den Menschen in 10.000 Jahren zumindest rudimentär zu kommunizieren. Niemand sollte je an den Stellen der Lager Bohrungen anstellen, und das sollte über einen Zeitraum von 10 Jahrtausenden verständlich werden. Jenseits dieser Zeitspanne und jenseits einer warnenden Botschaft erklärte das Gesetz die Heutigen für unzuständig.

Was auf den ersten Blick wie eine absurde Vorstellung anmutet, stellt gleich ein ganzes Bündel von weitreichenden Fragen, darunter die nach der Dimension und der Beherrschbarkeit menschlicher Eingriffe in natürliche Prozesse, nach ökologischen Folgen radioaktiver Produktionen oder der Imagination von Kontrolle im Anthropozän. Konkretere Fragen stellen sich auch: Was sind die Ziele im Umgang mit radioaktiven Reststoffen? Wer ist verantwortlich für den aktuellen Umgang mit ihnen? Wo sollen Endlager entstehen? Wie sind sie zu sichern? Gehört Kommunikation überhaupt dazu?

In den mittlerweile zahlreichen Überlegungen zur Endlagerung von radioaktiven Stoffen wird letzteres heute überwiegend mit Zustimmung betrachtet. Seit den 1980er Jahren haben mehrere Arbeitsgruppen in und außerhalb der USA archäologische, anthropologische, linguistische und soziologische Befunde durchmustert, um Vorbilder für dauerhafte Kommunikationen zu finden. Die Frage der Verantwortung für langfristig wirksame Botschaften zum radioaktiven Müll wurde philosophischer Prüfung unterzogen, wissenschaftshistorische Untersuchungen befassten sich mit dem Wissen, das praktischerweise mit einer langfristig verständlichen Warnung verbunden sein müsste, medienwissenschaftliche Kritik ist eingeflossen und architektonische wie künstlerische Eingriffe wurden konzipiert. Über einige dieser Vorschläge möchte ich sprechen.

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Wir werden für 14 Tage einen terrestrischen UKW-Sender auf dem Woltersdorfer Aussichtsturm installieren und von dort aus Beiträge in unseren Landkreis senden. Mit einem großen Pool an Beteiligten, KünstlerInnen, MusikerInnen, AutorInnen, JournalistInnen, PhilosophInnen, FotografInnen, interessierten Anwohnerinnen und Anwohnern werden wir die (aus unserer Sicht) allgemeingültigen, exemplarischen Fragen überregional diskutieren und teilen.


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