« Grenzpunkt Null » Rex Joswig #1
Drei Protagonisten, alle eher Freaks als Repräsentanten der ehemaligen DDR, erzählen aus ihrem Leben vor und nach dem Fall der Mauer 1989. Berichte und Geschichten vom alltäglichen Wahnsinn einer sozialistischen Gesellschaftsordnung. Schräge Storys vom Künstlerdasein und dem Leben im DDR-Underground. Der Crash des Mauerfalls, und wie ihn jeder erlebte. Die wilden Zeiten danach, und wie das Schicksal oder der Zufall einen zum Verlierer oder zum Helden machen konnte. Interviews von Juergen Schultz
Rex Joswig, Musiker. Die lebende Repetiermaschine, hat u. a. mit Herbst in Peking, Babylon 23, Badphish, Column One und Bert Papenfuß-Gorek gearbeitet.
Joswig wuchs in Anklam auf, wo er 1980 kurz vor dem Abitur von der Schule verwiesen wurde. Er zog wenig später nach Berlin und arbeitete als Roadie. Auf der Abendschule traf er Dr. Totenhöfer, mit dem er anfing, Musik zu schreiben. Im Frühjahr 1987 gründeten sie mit einigen weiteren Musikern Herbst in Peking. Von Anfang an hatte die Band Probleme mit der Staatsobrigkeit aufgrund ihres Namens (das Kulturministerium befürchtete diplomatische Komplikationen mit China) und des politisch unkonformen Standpunktes Joswigs. Oft begann er Konzerte mit dem Satz "Heute ist der Tag, an dem das System zusammenbricht - feiern wir diesen Tag". Im Juli 1989 wurde der Band die Auftrittserlaubnis entzogen, nachdem Joswig kurz zuvor auf der Brandenburger Rocknacht zu einer Schweigeminute für die Opfer des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens aufgerufen hatte. [1] Joswig reiste im Oktober 1989 nach Budapest aus, und von dort weiter nach West-Berlin. Anfang 1990 zog er zurück nach Ost-Berlin und gründete die erste unabhängige Plattenfirma der DDR: Peking Records. Er moderierte von 1991 bis 1998 die Radiosendung Grenzpunkt Null auf MDR Sputnik. Grenzpunkt Null wird seit 2006 moderationslos als "Sputnik Insomnia" fortgeführt. Heute lebt er in Berlin und arbeitet als freier Künstler, Musiker, Produzent und DJ - u.a. im Kaffee Burger.