« Mixtapes » Fabriclive.07: John Peel
John Peel gehört einer aussterbenden Gattung an: dem charismatischen und visionären Radio-DJ. Typen wie Peel oder der große amerikanische DJ der 60er-Jahre, Wolfman Jack (verstorben am 01. Juli 1995) sind Musik-Trüffelschweine, die unbeirrbar und gierig nach Perlen graben.
Das Gegenteil davon sind dauerdummfröhliche Moderatoren, denen der Computer sagt, was und welche Klangfarbe zu spielen ist. Kein Wunder, dass Radiohören in Deutschland bis auf ganz wenige Ausnahme Übellaunigkeit hervorruft.
Der Brite ist das Gegenteil dieser kastrierten DJs, die nicht einmal mehr Vinyl-Scheiben besitzen oder zur Arbeit mitbringen. Legendär ist er zudem für seine Peel Sessions, zu der beinahe jede coole Band ins legendäre Studio von Radio 1 der BBC kam.
Die Liste, stets abgedruckt auf den Covern der Platten, ist unglaublich. Genauso unglaublich ist Peels Stil. Übergänge? Pah! Stilfluss? Egal! Was zählt, ist der gute Song, und Peel schert sich nicht um Genres.
Fabriclive. 07 bildet da keine Ausnahme. Entstanden sind die Aufnahmen während des Sonar-Festivals 2000 in Barcelona. Wie selbstverständlich fegt John Peel durch fünf Jahrzehnte Popgeschichte und rast einer wildgewordenen Flipperkugel gleich durch die Felder Drum & Bass, Gitarren-Underground, Reggae, Gabba, Fußballgesänge oder Techno, um nur einige zu nennen.
Stimmungen werden dabei natürlich nach Minuten zerstört. Wer tanzen will, muss schon die vielseitigsten Schritte beherrschen. Wer sich auf das Sofa zurückzieht, dem droht unverzüglich ein Kick in den Allerwertesten. Wer offene Ohren hat, dem bereitet Fabriclive. 07 viel und erwartete Freude. (Sven Niechziol)