Programm

« Berliner Runde - Klubradio » Indigo in Berlin 1998

Freitag, 16. Okt 2009, 18:00 bis 20:00 Uhr
2009-10-16 18:00:00 2009-10-16 20:00:00 (Magazin)
Was ist die Berliner Runde? Stammtisch und Gerüchteküche. Gast: Zoltán Lábas & Bálint Bori.

Miklós Erdély (1928–86), Architekt, Künstler, Schriftsteller, Poet, Theoretiker, Filmemacher war ein wichtiger Katalysator der inoffiziellen ungarischen Kunstszene während der 1960er, 70er und frühen 80er Jahre.

Gefeiert als „der Vater der neuen ungarischen Avantgarde“ war Erdély eine charismatische Persönlichkeit, immer provokativ und irritierend, besonders gegenüber Autoritäten.

Von 1975 bis zu seinem Tod leitete er drei konzeptionelle und methodische Kunststudiengänge: Kreative Übungen (1975-76 gemeinsam mit Dóra Maurer und György Galátani), Fantasie-bildende Übungen (FAFEJ) und interdisziplinäres Denken (Indigo). Als experimentelle Lehrstudios oder Workshops konzipiert, nahmen sie Bezug auf avantgardistische künstlerische Prozesse, neue Theorien der Kreativität und pädagogische Methoden die von östlich philosophischen Traditionen beeinflusst waren. Sein Ziel war es mit seinen kunstpädagogischen Aktivitäten „ein Milieu zu schaffen das auch der Mühe wert ist überhaupt zu arbeiten“. Er betrachtete seine Studenten als die geeignetsten Kritiker seiner Arbeit. Die Indigo Gruppe entwickelte sich aus dem dritten Kurs, den Erdély ab 1978 an geleitet hat. Laut Erdély bezieht sich der Name interdisziplinäres Denken auf den Fakt, dass sie „die vielversprechende Idee an den Grenzen zweier Kulturen – der Wissenschaft und der Kunst – zu arbeiten, nicht aufgaben“. Ihr Interesse lag auf den Funktionen und Möglichkeiten der Kunst und diese wurden auch untrennbar vom kreativen Denken in der Gesellschaft als auch des Lebens verstanden.

Die Indigo Gruppe organisierte zwischen 1978 und 1986 mehrere thematische Ausstellungen und Gruppenaktionen, die sich entweder auf ein künstlerisches Medium (Kohle und Kohlezeichnung, Sand und seine Formen der Bewegung, Malerei, Avantgarde oder Experimenteller Film, Wasserfarben, Papierarbeiten, den einjährigen Zeichenkurs am Museum der schönen Künste, 1982-1983), ein abstraktes Konzept (Gewicht, Vertrauen/Loyalität, des Künstlers Exit, die poetische Avantgarde), oder auf andere persönliche Erfahrungen und Aktivitäten konzentrierten (Meine schönste Sommererinnerung, Biografie, Tischaktionen).

Neben den sozialpolitischen Manifestationen sind auch der Indigo Friedensaufruf, Die Gründungsurkunde der freiwilligen gesetzgebenden Körperschaft (1982) und die Pax Aktion (1983) wichtige Stationen der Gruppe.